Marcel van Eeden
Mit seiner Serie High Mountains, a Rainbow, the Moon and Stars, 2017 setzte Marcel van Eeden in der Gruppenausstellung Missing: Der Turm der Blauen Pferde von Franz Marc im Haus am Waldsee, Berlin im Frühjahr dieses Jahres seine Geschichte über Oswald Sollman fort. Die Ausstellung ging den Geheimnissen rund um den Turm der blauen Pferde auf den Grund. Das Gemälde von Franz Marc wurde unmittelbar nach seiner Entstehung 1913 auf dem Herbstsalon der Sturm Galerie in Berlin ausgestellt und 1919 für die Neue Abteilung der Nationalgalerie angekauft. Nach seiner kurzen Präsentation auf der Ausstellung Entartete Kunst 1937 in München ging es im Berlin der Nachkriegszeit verloren. Die Graphische Sammlung in München bewahrt heute die farbige Vorzeichnung des Turm der blauen Pferde in Form einer Postkarte. Franz Marc schickte diese zur Jahreswende 1912/13 von Oberbayern aus an seine Dichterfreundin Else Lasker-Schüler nach Berlin.
Meow Gallery: The gallery is empty.
Marcel van Eedens künstlerische Praxis ist mit der eines Archäologen, oder eines Autors von Kriminalromanen, vergleichbar. Er sammelt Texte und Geschichten, Bilder und Fotos vorwiegend aus der Google-Books-Suche, und zeichnet diese ab und collagiert sie neu, zu einer Geschichte, meist mit mörderischem Ausgang. Die gesammelten historischen Fragmente sind ausschließlich aus der Zeit vor Van Eedens’ Geburtstag dem 22. November 1965 geschehen. Dies, und dass die Zeichnungen vor allem mit Schwarzstift gefertigt werden, weist darauf hin, dass van Eeden sich mit dem Tod und dem ‘Noch-Nicht’ sein in seinen Bildern auseinandersetzt. In seinen Serien ist alles abgeschrieben oder abgezeichnet, aber neu zusammengestellt und geordnet. Somit ist alles Fiktion, aber dennoch historisch und wahr. Geschichten, die in sich selbst einem Puzzlespiel gleichen und die die Teil- Serien miteinander in Verbindung setzen.
In der Serie High Mountains, a Rainbow, the Moon and Stars greift van Eeden die Ästhetik des Stumm lms und Film Noir auf. Ähnlich einem Story- board sind 26 zumeist schwarz-weiße Zeichnungen zu einer Geschichte angeordnet. Es wird jedoch keine lineare Erzählung bebildert, sondern wir folgen dem Protagonisten in den 1930er Jahren zu unterschiedlichen Orten, Tre en und sozialen Kreisen, die Geschichte macht Sprünge, vermischt Zeitebenen und Erzählperspektiven, es stehen kurze Wortwechsel neben knappen Aphorismen. Das Gemälde von Franz Marc taucht zweimal in der Bildfolge auf. Diese beiden Blätter sind die einzigen farbigen Zeichungen der Serie. Genauso plötzlich wie es gekommen ist, verschwindet das berühmte Bild jedoch wieder auf mysteriöse Weise mit dem Nachtzug in die unendlichen Variationen einer möglichen Vergangheit. Die gesamte Geschichte hat van Eeden aus unterschiedlichsten Originalquellen zusammengefügt, so dass sowohl die Bilder, als auch Dialoge und Figuren bereits in der Vergangenheit existierten und nun durch die künstlerische Inszenierung zu neuem Leben erweckt werden.
Van Eeden wurde 1965 in Den Haag geboren und studierte Malerei an der Royal Academy of Arts in Den Haag. Er lebt und arbeitet in Zürich, Karlsruhe und Den Haag. Seine Arbeit war u.a. zu sehen an der 4. Berlin Biennale, im Museum of Modern Art, NY; Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv; Hamburger Kunsthalle; GEM, Den Haag; Kunstmuseum St.Gallen; Albertina, Wien; Nottingham Contemporary, Nottingham; Louisiana Museum, Humlebæk; Magasin 3, Stockholm; Martin-Gropius-Bau, Berlin; und ist in vielen internationalen Sammlungen, u.a. dem Museum of Modern Art, NY; Gemeentemuseum Den Haag, NL und Sammlung Goetz, DE, vertreten.