Justin Bennett (geboren 1964 in Nuneaton, UK) gehört zu den bedeutendsten Sound-Künstlern in Europa. In seinen Sound Installationen mischt er Geräusche aus dem Alltag zu neuen Kompositionen, und konfrontiert uns mit Klangkulissen, die wir zwar kennen, jedoch in der Hektik des Alltags längst nicht mehr wahrzunehmen vermögen.

Meow Gallery: The gallery is empty.

Ein grosser Teil Bennett’s Arbeit besteht darin, sich in Orte hinein zu hören und deren Geräusche aufzunehmen. Ein Ort, ob selbst erfahren oder aus der Erinnerung abgerufen, definiert sich für ihn durch dessen Schall, was sowohl eine physische wie auch eine emotionale Antwort auf den Ort selbst, dessen Objekte und Aktivitäten sein kann, und der die eigentliche Klangkulisse bildet. Indem er uns diese Klangkulisse im Kontext des Ausstellungsraumes abspielt, dokumentiert er diesen Ort Schritt für Schritt durch eine Abfolge von Klangimpressionen, ähnlich einer Zeichnung, die sich durch die Aneinanderreihung einzelner Linien graduell aufbaut. Dabei entstehen die Bilder in jedem Zuhörer aufgrund dessen eigenen Erinnerungen und Erfahrungen anders und formen einen eigenen, persönlichen Ort.

Die Ausstellung Production Line zeigt zwei neue Soundinstallationen Justin Bennetts: Engine ist eine hängende Skulptur, die verschiedene Figuren metallischerer Geräusche in den Raum projiziert. Die unterschiedlichen Formen bauen sich langsam auf, um dann wieder in totaler Stille zu verschwinden. Die Tonaufnahmen entstanden in einer Fabrik, wo er das Zischen von Wasserdampf, der aus langen Metallrohren entweicht, einfing.

Begleitet wird die Installation von einer 10-teiligen Photoserie, die den Prozess des An- und Abschwellens visualisiert. Untitled ist eine Hommage an Andrei Tarkovskys Film Stalker. In unregelmässigen Abständen werden die Gläser, auf zwei Regalen in der Küche stehend, durch das Rattern und Schütteln eines unsichtbaren Zuges zum Klirren gebracht.

Ein wichtiger Bestandteil Bennetts Arbeit sind Zeichnungen, die für ihn die Funktion der Kartographie von Orten, Lauten und Gedanken haben. Seine Map-Drawings sind eine schon fast obsessive, ihrem eigenen Rhythmus folgende Übung, aus der Aneinanderreihung kleiner Elemente grosse Formen zu bilden. Linien folgen einer Richtung, formen sich zu komplexen Figuren, um sich wenig später im Nichts zu verlieren, und lassen imaginäre Städte entstehen und, wie in City of Progress, wieder verschwinden.

Justin Bennett lebt seit den späten 80-er Jahren in Den Haag. Er hat unzählige Sound Projekte und Installation realisiert, viele davon im öffentlichen Raum. Jüngste Beispiele sind Hoor de bomen, a soundwalk for Vathorst, Amersfoort und Zuidas Symphony, a soundwalk around the Zuidas, Amsterdam. Oft arbeitet er zusammen mit anderen Künstlerkollektiven, insbesondere BMB con., die er 1989 mit Wikke ’t Hooft und Roelf Toxopeus gegründet hatte. 2009 erhielt er den Ouborg Preis und bestritt seine zweite Einzelausstellung im Gemeentemuseum Den Haag, die von einem Künstlerbuch begleitet war.